Samstag, 3. Januar 2015

Der Zionismus - seine Theorien, Aussichten und Wirkungen (Teil 8)

IV. DIE WIRKUNGEN DES ZIONISMUS
e) Zionismus und Gleichberechtigung
Ja, das ist der letzte Wunsch des gesamten Antisemitismus: die Gleichberechtigung soll aufgehoben werden! Und wenn er in dem zähen Ringen um diese Errungenschaft den Zionismus lobt und streichelt, wenn er ihn als einzige berechtigte Form des Judentums darstellt, so beweist er seine Klugheit und Folgerichtigkeit. Denn der Zionismus macht sich – ganz gewiß unbewußt und wider Willen – zum willkommenen Handlanger aller jener Mächte der gehässigen Reaktion, die den Juden zum verachteten Paria herabdrücken wollen.
Worauf beruht die Gleichberechtigung im Staate, welches ist ihr ethischer Hintergrund? Sie beruht einzig und allein auf der Erfüllung gleicher Pflichten durch alle Bürger! Aber in diesen knappen Formel ist ihr Wesen nicht erschöpft, denn Gleichberechtigung ist ein Äquivalent nur für freudig erfüllte Pflichten. Man muß unterscheiden zwischen allgemeinen Menschenrechten und besonderen Rechten und Vergünstigungen des betreffenden Staates für seinen treuen Bürger. Erstere genießt auch der Ausländer, der kühn und geschäftsmäßig seine Steuern bezahlt, und sich den Gesetzen fügt. Auf letztere hat aber entschieden nur jener einen Anspruch, der sich selber als einen Teil des Staates fühlt und in freudiger Hingebung seinen Pflichten nachkommt, nicht indem er sie als eine Last empfindet, sondern im Bewußtsein der Verantwortung, die jeder Bürger trägt.
Es wird uns nun, wie bereits erwähnt, besonders in unserem deutschen Vaterlande, diese freudige Pflichterfüllung nicht leicht gemacht. Die Verseuchung, die der Judenhaß in weite Kreise der Bevölkerung getragen hat, bewirkt, daß wir für unser treues Streben viel Undank ernten; jeden Augenblick merken wir, daß die Staatsbehörden ein fast traditionell gewordenes Übelwollen und Mißtrauen gegen alles, was jüdisch heißt, erfüllt. Zu dem Mißtrauen gesellt sich ganz offene Verachtung, indem der Staat als freiwilliger Missionar, die Rechte, die sich aus der garantierten Gleichberechtigung ergeben, nicht selten davon abhängig macht, daß der Jude feige seinem Glauben abschwört. Aber es geht hier wie so oft im Leben! Nicht dadurch kommen wir weiter, daß wir uns mit dem Unrecht abfinden und es sanktionieren, sondern nur dadurch, daß wir einerseits uns in der freudigen Befolgung unsere Pflichten nicht beirren lassen, anderseits aber das Unrecht nach Kräften bekämpfen. Uns bleibt kein anderer Weg! Die Mächte des Hasses und des Unrechts sollen uns nicht den Blick trüben, dahin führen, daß wir mutlos und angewidert mechanisch unsere Pflichten erfüllen, ohne Lust und Liebe, weil wir es eben müssen. Das ist der Augenblick worauf der Antisemitismus wartet!
Der Zionismus aber, und darin besteht seine größte Gefahr, vernichtet systematisch in seinen Anhängern, die Freude am Vaterlande und die Lust zu freudiger Pflichterfüllung. Unsere Mitbürger betrachtet er als Wirtsvölker, uns als geduldete Gäste, und so stellt er sich außerhalb des Ganzen, raubt das innerliche Interesse und untergrabt langsam, aber mit tödlicher Sicherheit die Grundlagen unserer Gleichberechtigung. Noch einige Jahrzehnte zionistischer Erfolge in der jüdischen Jugend, und die Regierungen werden mit Recht darauf hinweisen können, daß die Juden keine innerlichen Beziehungen zu dem Gedeihen des Vaterlandes haben, daß sie fremd fühlen und denken, fremde Interessen haben, und dann wird man mit vollem Recht die Gleichberechtigung solcher Bürger antasten dürfen. Warum soll man auch dem Juden, der sich außerhalb des Deutschtums gestellt hat, mehr Rechte und Freiheiten gewähren als einem Franzosen oder Chinesen, der sich hier fremd fühlt? Der Jubel des Antisemitismus, seine Anerkennung für den Zionismus, ist auch in dieser Hinsicht begreiflich und selbstverständlich , denn auch hier arbeitet er ihm glatt in die Hände. Nur ein guter Deutscher hat Anrecht auf Gleichberechtigung im deutschen Vaterlande. Ist der Jude kein Deutscher vom ganzen Herzen und mit voller Begeisterung, so hat er sein Anrecht verwirkt!
Der Zionismus geht auf sein Ziel unbeirrt los, und darum verunglimpft er auch den Kampf, den wir um unsere Gleichberechtigung führen. Denn er weiß, daß dieses Kampfes Endziel uns nur noch fester mit dem deutschen Vaterlande verknüpft. Überall dasselbe Bild. Die Organisationen dieser Art werden verspottet und verhöhnt, ihre Anhänger als Juden minderen Charakters und minderer Geisteskraft bemitleidet und beschimpft. Im studentischen Leben weiß der K.C., der Verband der auf deutsch-vaterländischer Grundlage stehenden Studentenverbände, davon ein Liedchen mit zu singen, wie die zionistischen Elemente sich als die Vertreter des wahren Judentums darstellen und das Deutschtum der jüdischen Studenten entweder als Spielerei belachen oder es als Heuchelei bei den Rassenantisemiten bezeichnen. Dem Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, der in der bürgerlichen Welt seit 1893 dieselben Tendenzen verfolgt wie der K.C. bereits seit der Mitten der achtziger Jahre in der studentischen, legt der Zionismus auf Schritt und Tritt die ernstesten Hindernisse in den Weg, weil er die unerläßliche Grundlage der Gleichberechtigung erkannt hat und vom deutschen Juden ein freies, offenes und freudiges Bekenntnis zum Deutschtum verlangt, gleichviel ob er sonst im Leben konservative, liberale oder sozialdemokratische Gesinnung im Herzen trägt, gleichviel, auf welchem Wege er das Glück des deutschen Vaterlandes gesichert glaubt.
Der Zionisten sind nur wenige, im Vergleich zu der Masse der deutschen Juden und in der Zahl von etwa 7000 Schekelzahlern stecken noch, wie jeder aus den Verhältnissen seiner engen Lokalorganisation genau weiß, etwa 60% Mitläufer, oft noch mehr, die der Bewegung „sympathisch gegenüber stehen“, die es aber weit von sich weisen würden, jene politischen Ziele, die die Vaterlandsliebe und Gleichberechtigung untergraben, zu fördern, wenn sie sie klar durchschauten. Der ganze Zionismus wird von ein paar Dutzend berufsmäßigen Schreiern „gemacht“, aber das Gefährlichste besteht darin, daß diese sich dort Gehör zu verschaffen verstehen, wo sie gehört sein wollen, nämlich bei den Judenfeinden aller Schattierungen, und daß man dort gerne, sehr gerne ihnen lauscht und in ihnen aus begreiflichen Gründen die Wortführer und Vertreter des gesamten Judentum erblicken möchte. Wer darum das Recht liebt, wer Gleichberechtigung erreichen will, muß helfen, ihr ernstestes Hindernis niederzuringen: den Zionismus!
Teil 7

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