Donnerstag, 24. Juni 2010

McChrystal geht, doch die Sachlage bleibt unverändert

Rückblende. Vor wenigen Tagen ist der Bundespräsident Köhler zurückgetreten.
Angeblich wegen seiner Afghanistan- Rede, in der er das Volk und die Soldaten darauf hingewiesen hatte, dass Kriege in Zukunft (!) aus wirtschaftlichen Interessen heraus geführt werden. Allein für diese Unwahrheit (in Zukunft) müsste man Köhler teeren, vierteilen und federn, um anschließend seine Leiche zu verprügeln.
Doch hatte Köhler ansonsten, klammert man seine Zukunftslüge aus, nichts Unwahres gesagt.

Nun ist der Kriegsverbrecher McChrystal degradiert worden. Auch McChrystal hatte unwesentlich nichts anderes als Köhler behauptet. Die unterschiedliche Betrachtungsweise ist allein dem Umstand geschuldet, dass McChrystal Militär mit Fronterfahrung und Köhler Volkstreter ist.
Auf diese Sichtweise werden sie, lieber Leser, bereits allein gekommen sein bzw. sie wurden auf eine solche Sichtweise bereits hingewiesen.
McChrystal hatte im RollingStoneMagazine behauptet, der Krieg in Afghanistan wäre spätestens im nächsten Jahr für die USA & ihren Vasallen endgültig verloren, wenn man sich weiterhin weigert, die Realitäten dieses Krieges anzuerkennen.

Ich hatte vor wenigen Tagen ein vertrauliches Gespräch mit einem Bundeswehrangehörigen, der die letzten Jahre in Afghanistan im Einsatz war. Dieser Bundeswehrangehörige gehört einem Bundeswehrverband an, der zum Einsatz kommt, wenn die sog. Eliteeinheit KSK "versagt" (O-Ton) hat. Ort und Namen werde ich hier nicht weiter ausführen. Es handelte sich, wie gesagt, um ein vertrauliches Gespräch und ich bin diesem Menschen für die offenen und klaren Worte dankbar.
Zusammenfassend und für sie , lieber Leser, ausschlaggebend, möchte ich an dieser Stelle lediglich erwähnen:
  • "Der Krieg in Afghanistan kann mit den bisherigen Mitteln nicht gewonnen werden". (McChrystal hat nichts anderes behauptet)
  • "Taliban ist nur ein Sammelbegriff. Wir kämpfen gegen mehrere Fraktionen, die allesamt vom afghanischen Volk unterstützt werden. Wir müssten auf alle schießen, doch das würde die Truppe nicht mitmachen.
  • "Die Jungs an der Front fühlen sich im Stich gelassen und wenn sie Tageszeitungen aus der Heimat erhalten, auch noch verarscht."
  • "Wir sind schlecht ausgerüstet. Das liegt daran, weil sich die Verantwortlichen aus politischen Gründen weigern, anzuerkennen, dass es sich in Afghanistan um Krieg und nicht um humanitäres Geschwafel handelt.
  • "Verwundete Soldaten, jetzt Krüppel, werden von der Bundeswehr nicht ausreichend betreut. Die Familien Gefallener bekommen zwar Geld für die Beerdigung, werden aber ansonsten im Stich gelassen." 
  • "Ja, wir schützen definitiv den Opiumanbau.
  • " Die Warlords (Namen wurden mir genannt) werden von uns mit Schutzgeldern versorgt. Wenn wir das nicht machen würden, würden viele mehr nicht nach Hause kommen." 
  • "Die Amis haben andere Methoden. Sie rächen ihre Toten, in dem sie ganze Dörfer bombardieren. Das dürfen wir nicht. Wir töten Einzelne. Die werden dann als Taliban deklariert."
  • "Die Sache mit dem Tanklaster haben wir anders gesehen. Wer von den Moralaposteln kann denn zuvor ahnen, dass sich keine Kämpfer zwischen der Masse befinden? Wer etwas anderes behauptet, weiß nicht, wie in Afghanistan gekämpft wird. Das ist ein Partisanenkrieg. Sie dressieren selbst Esel, die plötzlich, beispielsweise von greisen Frauen geführt, in die Luft fliegen, weil sie mit Sprengstoff gefüllt sind. Da unten kann man niemanden trauen. Jeder kann dein Feind sein. Keiner von uns will Krieg gegen alte Frauen oder Kinder führen, doch wir wollen alle wieder nach Hause. Ich habe Kameraden erlebt, die an diesem Widerspruch zugrunde gingen."
  • "Die "Taliban" sind feige Schweine. Sie kämpfen nur tagsüber und versteckt (Wehrwolf- bzw. Partisanentaktik). Unsere Konvois werden liebend von oben (Gebirge) angegriffen. Kurze Anschläge und danach ist keiner mehr aufzufinden. Uns hat man für den Nahkampf ausgebildet. Doch solche Kämpfe gehen sie aus dem Weg. Sie wissen, was sie können und was nicht."
Das Gespräch brachte noch vieles mehr zu Tage.
Wie XXX selbst sagte, sind dies Dinge, die normale Menschen weder nachvollziehen, noch kapieren können. Ohnehin machte XXX (vor unserem informativen Gespräch) auf mich den Eindruck, dass er ein wohldurchdacht und zurückhaltend denkender Mensch ist. Ohne jegliche Spur von Imponiergehabe. Nach dem Gespräch war ich mir sicher, dass diese Zurückhaltung die Spuren seiner Kriegserfahrung sind.
Um noch etwas klarzustellen, bevor wir dieses Gespräch anfingen, habe ich mich klar und deutlich als Gegner der imperialistischen  Politik offenbart. XXX muss wohl gespürt haben (er brach immerhin sein militärisches Schweigegelübte), dass ich interessiert bin und die Welt der Denker es sich nicht leisten kann, in schnöden Kategorien wie "gut" und "böse" zu unterscheiden, um dann das Schwert je nach Gemütszustand führen zu können.
Krieg allein ist immer ein Verbrechen und wer XXX verurteilen mag, sollte sich stets vergegenwärtigen, dass XXX auch tagsüber unter seinen Erfahrungen leidet. Er zog in diesen Krieg, weil er es "gut" meinte. Heraus kam ein Mensch, der nicht nur das Fürchten lernte, sondern auch das Nachdenken.
Ich bin XXX jedenfalls dankbar für seine ehrlichen Worte und ich freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen.

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